Ist die Präsenzpflicht wirklich hinderlich, um neue Mitglieder zu gewinnen?

Freitag, 1. November 2024

Liebe Rotarierinnen, liebe Rotarier
Liebe Rotaracterinnen, liebe Rotaracter

Ich habe mittlerweile fast zwei Drittel der Clubs besucht.

Ein Punkt wurde dabei besonders häufig angesprochen, nämlich die Präsenzpflicht der Mitglieder. Diese sei hinderlich für die Aufnahme neuer Mitglieder, insbesondere für solche der jüngeren Generationen.

Die Präsenzpflicht ist seit langem ein Grundprinzip von Rotary: Das Engagement der Mitglieder bei den Treffen und in den Projekten ist wichtig, damit ein Club gut funktionieren und seine Ziele erreichen kann.

Rotary fördert die Freundschaft, den Einsatz und die gegenseitige Hilfe. Diese Werte erfordern eine regelmässige Anwesenheit, damit sie wirklich gelebt werden können.

Die regelmässige Präsenz stärkt die Bindung zwischen den Mitgliedern und ermöglicht den Aufbau von starken Beziehungen. Damit entsteht ein Netzwerk der gegenseitigen Unterstützung und Zusammenarbeit.

Obwohl die Vorgaben im Laufe der Zeit von Rotary International gelockert wurden, behielten viele Rotary Clubs in ihren internen Reglementen die Pflicht bei, dass die Mitglieder einen bestimmten Prozentsatz der Treffen besuchen müssen.

Die jüngeren Generationen haben im Hinblick auf ihr Engagement andere Erwartungen und Prioritäten. Sie sind oft sehr motiviert, sich für soziale Anliegen einzusetzen, und möchten einen wertvollen Beitrag zur Gesellschaft leisten. Allerdings wünschen sie sich dabei auch mehr Flexibilität.

Die jüngeren Generationen interessieren sich zudem mehr für konkrete Massnahmen. Sie sind möglicherweise weniger motiviert, an formellen und regelmässigen Treffen teilzunehmen, wenn eine direkte Verbindung zu konkreten Projekten fehlt. Sie legen Wert auf Effizienz und möchten in Projekte mit unmittelbarer Wirkung einbezogen werden, also in praxisbezogene, ehrenamtliche oder Fundraising-Projekte.

Die beruflichen Anforderungen an junge Berufstätige machen es ihnen nicht leicht, konsequent an den Treffen teilzunehmen. Das moderne Berufsleben, das oft mit Reisen und/oder unregelmässigen Arbeitszeiten verbunden ist, macht ein Engagement in einem Club mit wöchentlichen Treffen zu festen Zeiten schwierig.

Und schliesslich legen die jungen Menschen häufig auch Wert auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Berufs- und Privatleben. Sie möchten ihr Engagement auf ihr persönliches Tempo und ihre eigenen Verfügbarkeiten ausrichten.

Die Beweggründe der Mitglieder mögen vielfältig und unterschiedlich sein – sie sind aber in jedem einzelnen Fall von Bedeutung.

Wenn die Mitglieder nicht mehr zu den Clubtreffen kommen, verbirgt sich dahinter vielleicht etwas anderes. Vielleicht entspricht der Club nicht mehr ihren Bedürfnissen?

Um eine rückläufige Teilnahme an den Clubveranstaltungen zu verhindern, ist es vielleicht am einfachsten, direkt bei den Mitgliedern nachzuhaken und sie nach ihren Erwartungen und Beweggründen zu fragen.

Persönliches Engagement und die Teilnahme an den Veranstaltungen sollte eine freiwillige Entscheidung sein, keine Pflicht. Sorgen wir doch einfach dafür, dass unser Programm und unsere Projekte so attraktiv sind, dass die Clubtreffen zu Ereignissen werden, die niemand verpassen will – weder die Jungen noch die weniger Jungen.

Wenn wir dieses Ziel erreichen, wird die Präsenzpflicht überflüssig werden.

Ich wünsche Ihnen allen einen wunderbaren November und freue mich darauf, möglichst viele von Ihnen am 9. November bei der Rotary D 1990 Uni im CHUV in Lausanne wiederzusehen.

Sie können sich noch bis zum 3. November unter folgendem Link anmelden: Anmeldung - Rotary D1990 UNI

DG René-Marc Blaser
Governor 2024-2025

Besuch des RC Payerne La Broye : DG René-Marc Blaser und Jean-Michel Rapin, Präsident