Manchmal muss man etwas Höhe gewinnen, um
die Schönheit der Dinge wahrnehmen zu können. Früher hat man zu diesem Zweck
Kirchen und Schlösser an symbolträchtigen Orten errichtet, nämlich immer an
einer Wegkreuzung und vor allem am Schnittpunkt tellurischer Kräfte, die nur
einige wenige spüren können. Auf bescheidene Kapellen folgten Basiliken und
Klöster, die zum Teil von wahrhaftigen Festungsmauern umgeben waren. Die
Basilika von Valère, vor der ich mich befinde, wurde ab Ende des 12. Jahrhunderts über einen Zeitraum von 100 Jahren errichtet. Stolz wacht
sie gegenüber des noch höher gelegenen Schloss Tourbillon, von dem heute nur
noch eine Ruine zu sehen ist, über die Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt
Sion zu ihren Füssen.
Mit ihrer Mischung aus Romanik und Gotik
strahlt sie eine kraftvolle Harmonie aus. Der Aufstieg über den steilen und
steinigen Weg lohnt sich. Dabei werden Parallelen zu unserem menschlichen
Dasein offensichtlich. Gefangen in den Begebenheiten des Alltags vergessen wir
manchmal, einen Schritt zurückzutreten. Es ist essenziell, aus der Routine und
dem Wirbel herauszutreten und die Reflexion anzustossen, um sich in neuer
Grösse entfalten zu können. Von oben gesehen verlieren die alltäglichen Sorgen
ihre Bedrohlichkeit, werden die wichtigen Verbindungen deutlich und zeigen sich
die sinnstiftenden Überlegungen.
Für alle Rotarierinnen und Rotarier lohnt
es sich, hier die Vier-Fragen-Probe anzuwenden: In komplexen Situationen werden
die Antworten um ein Vielfaches präziser ausfallen, wodurch man sich in aller
Ruhe für seine eigene Haltung entscheiden kann.
Ich freue mich darauf, Sie zahlreich an den
nächsten Veranstaltungen in unserem Distrikt anzutreffen, und wünsche Ihnen
einen gesunden Herbst.
Pierre-François Cuénoud
Governor 2022-2023