Die Botschaft des Gouverneurs ...

Montag, 1. November 2021

Nehmen wir uns Zeit...

Die meisten von uns haben Mühe mit der Zeit. Man beklagt sich häufiger über Zeitmangel als über Mangel am Geld, Grünflächen oder Freiheit.

Wir befinden uns im Klimanotstand, man stielt unsere Freiheiten. Diese Themen beleuchten eine Gesellschaft, die sich keine Zeit mehr nimmt zu leben, zu denken, zuzuhören. Der Mensch will alles sofort. Unsere Vorfahren nahmen sich Zeit, setzten Prioritäten. Heute schafft die verlaufende Zeit Unbehagen, Stress. Um solche vorübergehende Beklemmung zu vergessen, erfindet der Mensch Zeitvertreibe. Man wendet sich vom Wesentlichen mittels diverser Beschäftigungen ab. Dieses Vorgehen hindert uns daran, über unser Leben nachzudenken und vermeidet eine Begegnung mit uns selbst, eine Auseinandersetzung mit unseren Ängsten.

Gewiss, diese Beschäftigungen bereiten uns Freude, Vergnügen, Heiterkeit... Doch dieses Vergnügen ist vergänglich, illusorisch, denn es lenkt uns nur einige Minuten oder Stunden ab. Nachher sind wir immer noch am gleichen Punkt: verloren oder stehen geblieben.

Fragen Sie sich nächstes Mal, wenn Sie etwas Vergnügliches anpacken, ob es notwendig ist, lustvoll oder nur ablenkend.

Und wenn wir die Zeit zurückgewännen?

Seneca, vor Jesus geboren, war ein Stoiker und hatte über all dies nachgedacht. Auch er ging von einer einfachen Tatsache aus: Wir können nichts tun, um die Zeit anzuhalten. Für den Stoiker war dies aber kein Hindernis, unsere Existenz zu meistern.

In «de brievietate vitae» lädt uns Seneca ein, unser Leben zu analysieren, unsere Lebensjahre zu betrachten und dabei allzu oberflächlich erlebte Dinge wegzulassen und nur auf das Wesentliche zu sehen.

Seine Folgerung: Wir leben, als ob wir unsterblich wären und vergessen, dass unser Leben jederzeit enden kann. Wir denken, wir hätten immer Zeit. Wir verschieben unsere Vorhaben auf später und verschwenden inzwischen unsere Zeit, anstatt ganz in der Gegenwart zu leben.

Wir müssen auf uns hören und eine Wahl treffen, die im Einklang mit uns selbst ist, um unsere Zeit nicht unnötig zu verschwenden

Mit rotarischen Grüssen

DG Jean-Noël Gex

Newsletter November