Um in aller Form gesalbt zu werden, müssen angehende Governors die rituelle Wallfahrt nach San Diego unter die Füsse nehmen. Im Januar jeden Jahres streben sie von allen Ecken der Welt dem kalifornischen Heiligtum zu.
Die neuen Governors verbinden sich dort in unendlichen Liturgien. Stehend jubeln sie dem neuen Hohepriester Ravi zu; er verdient es. Sie stimmen die Rotary-Hymne an, sinnen erbaulichen Bekundungen nach, tanzen zu ohrenbetäubenden Rhythmen. Die Show ist grossartig, erhaben, vollkommen. Rotary gibt sich mit Brio dem Spektakel hin!
Auf dem nahen Strand lädt die Sonne zum Farniente ein, aber wir sind nicht in den Ferien, Nein, nein! Früh aufstehen, strikter Stundenplan, Orientierungslauf in den Korridoren, Lift erstürmen, Kontrolle an den Türen, am Tisch Wasser oder kalten Tee. Fahnen und Ordnungsdienst überall. Die rotarischen Kommandotruppen sind diszipliniert.
Vorwärts auch zum Sturm auf Medaillen. Jeden Tag schmücken sich Jacken und Schärpen mit immer mehr glitzernden Abzeichen. Die Händler im Tempel schüren diesen Ordensdurst. Derart uniformiert wird aus all den Individuen ein einig Volk, eine einige Seele, ein einiges Kennzeichen. Rotary ist ein Rad mit tausend Speichen, tausend Strahlen.
Im nahen Hafen kündet ein Flugzeugträger vom bevorstehenden Start der beflügelten Governors zu ihren Einsatzgebieten. Sind sie gut gerüstet für ihre Aufgabe? Dies steht keineswegs fest. Aber nichts bremst den rotarischen Pilger in seinem Lauf. Voller Selbstvertrauen kehrt er heim; für sein Governorat kann er jederzeit den Schutz von San Diego erflehen.